FEHLGEBURTWie Sie lernen mit dem Verlust umzugehen

In der Schwangerschaft sprudeln die Glückshormone. Nach einer Fehlgeburt können diese überschwänglichen Glücksgefühle dagegen leicht in eine Depression umschlagen. Wie Sie die Trauer über den Verlust des ungeborenen Kindes besser verarbeiten können und mit lernen damit umzugehen, lesen Sie hier.

Wie Sie eine Fehlgeburt verarbeiten

Die Geburt eines Kindes ist ein Wunder der Natur. Doch die Natur ist unberechenbar. Das gilt auch für die Schwangerschaft. Die Ureizellen einer Frau verpacken Chromosomen in sogenannte «Polkörperchen», die nachher an der Eizelle haften. Bei dieser Auswahl können jedoch Fehler passieren, sodass die Polkörper die falsche Chromosomenzahl enthalten. Dadurch kann sich der Embryo nicht in der Gebärmutterwand einnisten. Es kann aber auch sein, dass mit den Chromosomen alles stimmt, aber die Gebärmutterschleimhaut nicht auf die Einnistung des Embryos vorbereitet ist. In beiden Fällen kann sich der Embryo nach wenigen Tagen oder Wochen nicht mehr weiterentwickeln. Es folgt eine Fehlgeburt.

Glücksgefühle einer Schwangerschaft können in eine Depression umschlagen

Dass ein Embryo nach kurzer Zeit verstirbt, ist keine Seltenheit. Schätzungen zufolge endet jede dritte Schwangerschaft in den ersten drei Monaten. Fehlgeburten liegen in der Natur des Menschen, sind jedoch häufig schwer zu verstehen und zu verarbeiten. In der Schwangerschaft erlebt eine Frau heftige Glücksgefühle. Eine Fehlgeburt versetzt ihrer mütterlichen Vorfreude einen harten Schlag, auch, wenn sie weiss, dass eine Fehlgeburt ein natürlicher Vorgang ist. Oft sind Depressionen, Erschöpfung und Schuldgefühle die Folge. 

Hier finden Sie Hilfe!

Wichtig ist, dass Sie sich nach einer Fehlgeburt genügend Zeit zum Trauern nehmen. Wenn Sie sich mit Ihrer Trauer allein und unverstanden fühlen, kann eine psychologische Fachberatungsstelle oder Selbsthilfegruppe mit Gleichgesinnten helfen.

  • Die Schweizer Fachstelle Fehlgeburt und perinataler Kindstod (FPK) bietet trauernden Eltern umfassende Informationen, Beratungsangebote und Hilfestellungen.
  • Die FPK stellt bietet in dem Infoblatt «Hilfreiches Verhalten» einen ersten Leitfaden für trauernde Eltern.
  • Ein Verzeichnis der Selbsthilfezentren der Kantone bietet die Stiftung KOSCH
  • Eine interaktive Karte mit Kontaktstellen und Selbsthilfegruppen in der Schweiz finden Sie beim Verein Regenbogen Schweiz.
  • Der Verein Regenbogen stellt Ihnen zudem hilfreiches Informationsmaterial zum Download bereit.

Verhaltene Fehlgeburt – Hebammen leisten Beistand

Das medizinische Verfahren einer «verhaltenen» Fehlgeburt kann eine Frau noch mehr zermürben. Der Embryo ist in diesem Fall zwar bereits abgestorben, wird aber ganz oder in Teilen von der Gebärmutter zurückgehalten. Sind nur noch Teile des Embryos in der Gebärmutterhöhle vorhanden, leert der Arzt diese durch eine Ausschabung. Bei einer späten Fehlgeburt muss der Embryo «spontan geboren» werden. Mithilfe von Medikamenten leitet der Arzt dazu die Wehen ein. Nach dem Ausstossen entfernt er die Plazentareste. Bei derartigen Eingriffen sollten Sie eine Hebamme als seelischen Beistand hinzu ziehen. Denn die Ärzte kümmern sich meist nur um den medizinischen Prozess. Die Hebamme sorgt sich währenddessen um ihr seelisches Befinden, überwacht die Rückbildungsvorgänge, vermittelt auf Wunsch Selbsthilfegruppen und steht auch selbst für Gespräche und Trauerbegleitungen zur Verfügung. Eine Hebamme in Ihrer Nähe finden Sie über den Schweizer Hebammenverband.

Ursachen einer Fehlgeburt feststellen

In seltenen Fällen sind Gebärmutterschäden, Hormonstörungen oder Infektionen im Genitalbereich die Ursache für eine Fehlgeburt. Betroffene sollten sich nicht zu grosse Sorgen machen. Eine Fehlgeburt bedeutet nicht gleich, dass Sie unfruchtbar sind. Studien belegen, dass ein Grossteil der Frauen mit einer oder mehrerer Fehlgeburten nach weiteren Versuchen gesunde Kinder auf die Welt brachten. Die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt liegt bei jedem Schwangerschaftsversuch bei 15 Prozent. Es gibt keine steigende Tendenz. Nach der ersten Fehlgeburt nimmt der Arzt keine weiteren Untersuchungen der Ursache vor. Bei einer zweiten Fehlgeburt können Sie eine Blutuntersuchung durchführen lassen. Doch nur selten erhalten Sie dadurch eine Auskunft über die Ursache. Sie können auch eine Obduktion des Embryos durchführen lassen. Hierbei werden Gewebeproben des Embryos entnommen, um nachzuprüfen, ob eine Chromosomenstörung vorlag oder, ob dem Kind wichtige Stoffe fehlten.

Keine Angst vor einer weiteren Schwangerschaft!

Nach einer Fehlgeburt können Sie aus medizinischer Sicht bereits nach der nächsten regelmässigen Periode wieder schwanger werden. Doch verständlicherweise haben Frauen nach einer erlittenen Fehlgeburt oft Angst, dass es wieder zu einem Abgang kommen könnte. In dieser Zeit sollten Sie sich möglichst frei von diesen Ängsten machen und sich körperlich schonen. Reden Sie mit Ihrem Partner und Ihrer Hebamme über Ihre Sorgen. Zur Beruhigung können Sie Ihren Arzt auch um eine frühe Ultraschalluntersuchung bitten. Den Herzschlag Ihres Babys zu sehen, schenkt Ihnen Ruhe und Entspannung. Eines sollten Sie stets im Kopf behalten: Niemand ist an einer Fehlgeburt schuld! Weder Sie, noch Ihr Partner, noch Ihr Arzt. Es liegt ganz bei der Natur. Die liefert uns manchmal Wunderbares, manchmal macht sie aber einfach, was sie will.  

Bild: Hemera

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