SCHWEIZER AUSLESEDiese Schweizer Labels sollten Sie sich merken

Schweizer Mode ist langweilig? Denken Sie! Ausgefallene Prints, Origami-Accessoires und Wassermelonen-Ketten – Schweizer Designer zeigten an den Fashion Days Zürich, dass sie Lust auf Mode haben. Wir zeigen die Looks der aufstrebenden Schweizer Labels.

Julian Zigerli – Pyjama-Party im Regen

Den Anfang unter den Schweizer Designern machte Wunderknabe Julian Zigerli.  An der Opening Night der Mercedes Benz Fashion Days Zürich 2014 schickte er seine männlichen Models gleich nach Lala Berlin über den Laufsteg. Einmal mehr dominierten bei seiner Kollektion auffällige Prints. Auch vor knalligen Farben schreckte der draufgängerische Designer nicht zurück:
Knallgelber Trenchcoat, blau-violettes Hemd mit passend gemusterten Hosen und rosafarbenes Shirt mit Quadrat-Print – der Laufsteg verwandelte sich während Zigerlis Show zu einer Piyama-Party im Regen.

Schön, aber kann Mann das tragen? Zigerlis Mode, ist eindeutig für Männer mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein. Der Schweizer Designer scheint aber mit seinen experimentierfreudigen Kreationen goldrichtig zu liegen. Konnte doch während der Fashion Days nicht oft genug erwähnt werden, dass Zigerli zu den Modeköpfen der Schweiz gehört, die es auch international schaffen können. Man ist stolz, zurecht: Zigerli durfte seine Herbst/Winter-Kollektion 14 auf persönliche Einladung von Giorgio Armani im teatro armani in Mailand präsentieren und feiert weiter Erfolge, wie den Swiss Design 2014.

Studio Winkler – Traditionelles Comeback

Ebenfalls auf dem aufsteigenden Ast ist das Label Studio Winkler. Die Schweizer Designerin Julia Winkler, die überhaupt erst drei Kollektionen entwarf gewann 2012 den annabelle award und gehörte auf der Berlin Fashion Week zu den Finalistinnen der «Designer for Tomorrow». Ihre dritte Kollektion mit dem Namen Women of Min war von der traditionellen Kleidung des indonesischen Volks der Minangkabau beeinflusst. Bei dem Minangkabau steht die Frau als mütterliche Königin im Zentrum. Das übersetzte Julia Winkler in anmütige, aber sanfte Entwürfe in stolzen Silhouetten. Neben einem edlen Rot dominierten hier vor allem gedeckte Töne wie Braun, Perlmutt oder Schwarz.

Der französische Stardesigner und die fünf Schweizer Newcomer

Nach Winklers Auftritt buhlten die fünf Schweizer Finalisten um die Gunst der Zuschauer, aber vor allem um die ungeteilte Aufmerksamkeit von Modedesigner Jeans-Charles de Castelbajac, der ein Praktikum für die talentierteste Jungdesignerin zu vergeben hatte.

Nathalie Lukasik nannte die Matroschka-Puppen als ihre Inspiration. Sie erinnern sich doch: Diese eiförmigen Puppen aus Russland, die man öffnen kann und weitere identische Puppen enthalten. Und tatsächlich erreichte die Schweizerin mit polnischen Wurzeln mit ihren voluminösen Kreationen ihr Ziel: Nämlich eine Hommage an die Bauersfrau des Ostens. Nicht gerade im Alltag tragbar, aber wunderbar anzuschauen.

Nitya Unju Park Kollektion wiederrum traf die zeitgenössische Mode auf den Punkt: Schwarz-weisse Chevron-Muster auf Pullovern und Kimono-Mäntel, dazu Leggings und Body mit satten Farbklecksen. Auch Tosca Wyss hat sich am Schwarz-Weiss-Kontrast abgearbeitet. Die Designerin aus Zug mixte dazu Pastelltöne wie Rosa oder Blau auf durchsichtigen Hosen und Röcken.

Ganz viel Denim gab es bei der 24-jährigen Julia Seemann. Zu Rock in blauem Jeansstoff kombinierte sie Jacken und Pullis in extravaganten Schnitten. Seemanns Lieblings-Accessoire: Der Hut. Modedesigner Jeans-Charles de Castelbajac entschied sich aber für Elisa Kaufmann. Die Modedesignerin aus dem Kanton Aargau erklärte, dass ihre Kollektion von den Urmaterialien Holz, Haar, Glaube und Humor geprägt sei. Mit ihren futuristischen Formen und speziell eingesetzten Holzstücken holte sie sich den annabelle award und das Praktikum bei Jeans-Charles de Castelbajac.

Wassermelonen und  Retro-Blumen

Der letzte Tag der Mercedes Benz Fashion Days Zürich widmete sich bekannten aber auch weniger bekannter Mode Made in Switzerland. 10 Schweizer Labels zeigten an der Swiss Selection ihre Kollektionen für Frühling/Sommer 2015. Highlights waren die Designs der Baslerin Stefanie Biggel. Unter dem Namen Death by Watermelon schickte die Modedesignerin ihre Models mit grossen Wassermelonen- und Hummerketten über den Laufsteg. Die Musik der Show wirkte wie Spongebob auf LSD und versprühte dementsprechend gute Laune. Mit der Kombination aus sportlichen Materialien mit zarter Seide, den asymetrischen Schnitten und transparenten Details gewann Stefanie Biggel das Publikum für sich.

Der in Mexiko geborene Designer Javier Reyes wiederrum setzte vermehrt auf Schlichtheit und Weiblichkeit. Naturmaterialien und dezente Farben überwiegten bei den Kreationen des in Bern lebenden Künstlers. Ebenfalls sehr feminin kamen die Kleidungsstücke von Van Bery daher. Die Liebe zum Retro-Touch der beiden Designerinnen war auch bei dieser Kollektion sichtbar: Mädchenhafte Kleider mit Blumenmustern. Verträumt schön und auf jeden Fall tragbar, aber auch nichts Neues. Auffallendstes Detail waren die Origami Accessoires auf dem Schopf der Models.

Jaaaaa! Schweizer Brautmode auf dem Laufsteg

Das Label Little Black Dress ist, wie es der Name schon sagt, bekannt für seine Cocktail und Abendkleider. Zuckersüsse Sorbettöne und grafische Prints dominierten die neue Kollektion der beiden Designerinnen Eliane Diethelm und Joanna Skoczylas. Auch zu sehen waren die Stücke ihrer Brautmodelinie LBD White. Sportliche, weisse Brautkleider für Frauen, die ganz und gar nicht im Prinzessinnen-Stil heiraten möchten.

Ebenfalls Brautmode, jedoch verträumter und verspielter zeigte das Label Kazu der Japan-Schweizerin Kazu Huggler. Mit der 1-5-0 One-Five-Oh Kazu Bridal Couture Collection feierte die Designerin das 150 jährige Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen der Schweiz und Japan.

Ein gelungener Kontrast zur Brautmode bot das Label RS Hader. Androgyne Schnitte, spannende Druckmotive und die Farben Violett, Dunkelgrau, Weiss und Grau dominierten die Entwürfe des Zürcher Labels.

Ebenfalls nicht fehlen durfte das Schweizer Erfolgslabel Berenik. Die Designerin Veronika Brusa ist erst kürzlich nach New York gezogen, was sich in ihren Kreation widerspiegelte. So integrierte sie die Stimmung des wolkigen Himmels über Manhattan auf Bodys und Blusen. Allgemein war die Kollektion der St.Gallerin mit ihren unaufgeregten Schnitten sehr tragbar.

Bild: Courtesy of Stefanie Biggel

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