Das A-TeamWie wir Retinol sinnvoll anwenden

Retinol – schlicht Vitamin A - ist einer der wenigen Wirkstoffe, der wirklich Falten reduziert. Doch nicht in jeder Verpackung auf der Retinol steht, steckt auch eine gute Anti-Aging-Creme. Damit für Ihre Haut alles glatt geht, verraten wir Ihnen, wie Sie eine gute Retinol-Creme finden und sinnvoll anwenden.

Retinol ? schlicht Vitamin A - ist einer der wenigen Wirkstoffe, der wirklich Falten reduziert.

Retinol ist kein chemisches Fremdwort, sondern gehört für viele Frauen längst zur Beautyroutine. Schon seit den 70er Jahren wird Retinol von der Kosmetikindustrie als Falten-Killer der Extraklasse gefeiert. Zurecht, denn Retinol ist der am besten erforschte Wirkstoff gegen die Zeichen von Hautalterung.

Kaum eine Anti-Aging-Creme, ein Falten-Serum oder eine Verjüngungsmaske kommt deshalb ohne den werbe-wirksamen Powerstoff Vitamin A aus. Die Versprechen, die man sich von Retinol macht, sind schliesslich gross: es soll die Haut glätten, ihre Elastizität stärken und vor Feinden schützen. Viel kleiner dagegen ist die Anzahl der Retinol-Cremes, die das Anti-Aging versprechen wahr machen. Wer nicht auf den Etikettenschwindel hereinfallen will, macht bei uns einen Crashkurs in Wirkstoffkunde. Denn Retinol ist tatsächlich einer der wenigen Inhaltsstoffe, der allen Hauttypen etwas Gutes tun kann, wenn man es richtig anwendet.

Wie Retinol auf die Haut wirkt

Retinol macht Hautzellen aktiver und regt zur Bildung neuen Gewebes an. Deshalb wird hochkonzentriertes Vitamin A in der Hautmedizin vor allem gegen Akne eigensetzt. Der retinol-bedingt beschleunigte Regenerationsprozess verbessert die Heilkräfte der Haut, so dass Pickel und Pickelmale schneller abklingen.

Dieser Multi-Motor des Zellwachstum ist auch eine wirksame Waffe gegen Hautalterung.

Zum einen kann es geschädigte Hautzellen regenerieren, zum anderen bekämpft es als Antioxidant freie Radikale.

Das gesamte Molekül Vitamin A hat in seinem Werkzeugkoffer zwar keine Schraubenschlüssel, dafür als eine seiner Komponenten die Vitamin-A-Säure (Retinolsäure), die sich an geschädigte Hautzellen andockt und sie darauf programmiert, sich wie gesunde, junge Hautzelle zu verhalten. Gleichzeitig kurbelt Retinol die Kollagenproduktion an. Kollagen fungiert wie eine Art Stützkorsett der Haut. Es hält das Gewebe fest und polstert die Haut von Innen heraus auf. Übrigens: Auch im Kampf gegen Cellulite kann Retinol wirksam sein. Viele Cellulite-Produkte enthalten jedoch nur einen verschwindend geringen Anteil an Retinol und können es auch nicht lange effektiv konservieren.

Woran Sie eine gute Retinol-Creme erkennen

Vor allem an der Verpackung. Dabei geht es allerdings nicht darum, dass das Cremedöschen hübsch ausschaut, sondern, dass es die Wirksamkeit des Vitamins erhält. Denn Verpackungen, bei denen Luft (offene Cremedöschen) oder Sonnenlicht (glasklare Behälter) hinein gelangen, machen Retinol unwirksam. Das gilt übrigens für die meisten Anti-Aging-Cremes und Seren.

Viel hilft viel? Die Retinolkonzentration ist tatsächlich entscheidend. Aber wie hoch genau die Vitamin-A-Dosis sein muss, ist umstritten. Eine unabhängige Studie aus den 90ern der Medical School Michigan konnte nachweisen, dass eine Creme mit 0,4 Prozent Retinol sichtbar Falten reduziert. Eine vom Kosmetikhersteller Johnson & Johnson (RoC) gesponserte Studie zeigte, dass schon eine Konzentration von 0,1 Prozent das Zellwachstum fördert. Hierzulande sind Retinolcremes nur bis zu einer Konzentration von 0,3 Prozent freiverkäuflich (in den USA sind es 1 Prozent). Viele Hersteller verzichten auch deshalb bewusst darauf, die Retinol-Konzentration offenzulegen, weil sie befürchten, es könnte ein Wettrennen um die höchste Dosis entstehen. Andere Hersteller verschweigen es sicherlich auch, weil die Konzentration verschwindend gering ist. Und das ist sie meist nicht, weil Retinol zu teuer ist, sondern weil Retinol die Haut irritieren kann - und sich deshalb nicht sofort gut auf der Haut anfühlt. Besonders trockene und sensible Hauttypen sollten deshalb Retinol zu Anfang sparsam verwenden.

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Retinol richtig anwenden

Wie oft cremen? Vor allem, wenn sie eine hochkonzentrierte Retinolcreme verwenden, sollten sie langsam anfangen. Zweimal pro Woche genügt. Schon nach wenigen Tagen gewöhnt sich die Haut an das Retinol und sie können die Dosis steigern. Bilden sich die trockenen Stellen und die Hautreizungen aber nicht nach drei bis vier Anwendungstagen zurück, sollten sie die Creme absetzen.

Wann cremen? Es empfiehlt sich Retinolcreme am Abend aufzutragen, da sich die Haut vor allem in der Nacht regeneriert. Wer auch tagsüber zur Vitamin-A-Creme greift, sollte immer Sonnenschutz verwenden, weil die Haut sonst zusätzlich irritiert wird. Zudem sollten Sie jetzt auf Peelings aus der Drogerie verzichten – und das können Sie auch, weil Retinol die oberste Haut ganz natürlich von innen erneuert. Nichtsdesto trotz können hochkonzentrierte Fruchtsäurepeelings (AHA) eine sinnvolle Ergänzung sein, dafür sollten sie aber einen Hautarzt aufsuchen, um ihre natürliche Hautbarriere nicht zu schädigen.

Bei eher trockener und sensibler Haut können sogenannte Retard-Produkte hilfreich sein. Hier wird der Wirkstoff verzögert über mehrere Stunden freigesetzt. Auch Retinolcremes mit grünem Tee wirken beruhigend auf die Haut. Trockene Haut freut sich über die Gesellschaft von Hyaluronsäure und Pflanzenöle.

Das A-Team: Kosmetische Wirkstoffe aus Vitamin A

Vitamin A und seine Abkömmlinge hat viele Namen. Wir verraten hinter welcher Bezeichnung sich was verbirgt.

Retinol (Vitamin A): kosmetischer Anti-Aging-Wirkstoff, der wenn er in Vitamin A Säure umgewandelt wird, die Zellerneuerung und Kollagenbildung anregt. Retinol wirkt zudem antioxidativ.

Vitamin A Säure (Retinolsäure): Vitamin-A-Säure-Cremes sind in der Schweiz und in Deutschland verschreibungspflichtig  - und das aus gutem Grund. Denn Vitamin A Säure ist wesentlich aggressiver als Retinol und sollte deshalb unter hautärztlicher Begleitung angewendet werden. Vitamin-A-Säure wirkt wesentlich stärker und direkt auf der Zellebene. Wer bereit ist, die Nebenwirkungen in Kauf zu nehmen, sei Vitamin-A-Säure als die effektivere Anti-Aging-methode empfohlen.

Retinoide: Überbegriff für Retinole und Retinolsäure.

Pro-Retinol: Die meisten Cremes aus der Drogerie enthalten nur eine Vorstufe des Vitamin As, das sich dann im Körper zu Retinol bzw. Retinolsäure umwandeln soll. Es fehlen allerdings Studien, die das eindeutig bestätigen. Zum Beispiel: Retinylpalmitat, Retinylacetat oder Retinal(dehyd)

Wann sieht man die ersten Ergebnisse? Morgens Retinol, abends runzelfrei – das ist leider ein Märchen. Kein seriöses Produkt, dass die Haut nicht künstlich aufpolstert, kann dieses Versprechen halten. Erste Ergebnisse können allerdings schon ab 30 Tagen  passiert sein, denn so lange dauert der durchschnittliche Zyklus der Hauterneuerung. Wirkliche sichtbare Verbesserungen erfordern eine Anwendung von etwa drei bis sechs Monaten. Grundsätzlich ist Retinol ein Lebensthema. Hört man mit der Anwendung auf, hört auch die Wirkung auf.

Ab welchem Alter sollte man mit Retinol einsteigen? Teenagerhaut braucht sicherlich keine Anti-Aging-Creme, dennoch kann eine Retinolcreme schon ab 25 Jahren sinnvoll sein. Empfohlen wird zwischen 30 und 35 einzusteigen, aber zu spät ist es nie. Die bekannteste Retinolstudie wurde mit Erfolg an 84-Jährigen durchgeführt.

In welchem Mix: Kosmetikexpertin Paula Begoun (Paula’s Choice) empfiehlt weniger auf die Konzentration der Retinol-Creme zu schielen, sondern vor allem auf die übrigen Inhaltsstoffe: «Ein Produkt mit einer Reihe von Anti-Aging-Wirkstoffen plus Retinol ist wesentlich wertvoller für die Haut als ein Produkt mit einer angeblich hohen Retinol-Prozentsatz. Die Haut ist das grösste Organ des Körpers und braucht viel mehr als ein einziger Stoff liefern kann.»

Das Retinol-Dilemma: Hautverträglichkeit vs. Wirksamkeit

Vitamin A kurbelt den körpereigenen Jungbrunnen an. Tatsächlich sind diese Wirkungen des Retinol unbestritten. Tatsächlich stimmt es aber auch, dass Firmen wie La Roche-Posay, Vichy, RoC oder Lancaster mit kosmetisch zugelassenen, also geringen, Dosierungen arbeiten. Ein positiver Effekt dieser Geringdosierung ist die gute Hautverträglichkeit. Aber gilt aber das Gleiche auch für die erwünschten Wirkungen? Nur bedingt! Die Wirkung von Retinol ist in kleinen Mengen zwar geringer, aber deshalb nicht unbedeutend.

Empfohlen wird die Geringdosierung zum einen durch die Regelmässigkeit der Anwendung, aber auch durch einen täglichen Sonnenschutz und eine vitaminreiche Ernährung auszugleichen. Retinol kann nämlich nicht nur über die Haut aufgenommen werden, sondern vor allem auch über die Nahrung. Rotes und gelbes Gemüse (z.B. Paprika, Kürbis und Karotten) sind bekannte und gute Retinol-Lieferanten.

Gerade die Kombination aus Ernährung und einer gezielten Vergabe von Retinol über die Haut erfüllt einen hohen Anti-Aging-Effekt. Schönheit kommt unterm Strich nämlich doch von Innen. Kleiner Tipp zum Schluss: Der Körper braucht Fettsäuren, um das aufgenommene Vitamin A umfänglich verwerten zu können. Am besten verarbeitet man die Retinol-haltigen Gemüsesorten also mit etwas Öl oder Butter.

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Bild: Collage/Thinkstock

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