Nur kurz malBio-Tattoo: Körperkunst auf Zeit

Einzigartig, bedeutungsvoll, vorübergehend. Bio Tattoos sind Tätowierungen mit Haltbarkeitsdatum. Nach wenigen Jahren sollen sie mit dem natürlichen Hauterneuerungsprozess verschwinden und sich so dem schnelllebigen Zeitgeist anpassen. Ob Sie diesem Versprechen trauen können, steht auf einem anderen Blatt Papier. Oder auf Ihrer Haut. Und zwar für immer.

Bio-Tattoos: über die bleibenden Folgen temporärer Tätowierungen

Was hält heute schon für die Ewigkeit? Die Ehe? Nein! Diamanten? Vielleicht! Tattoos? Angeblich auch nicht mehr. Bio Tattoos oder Temp-Tattoos versprechen Körperkunst auf Zeit. Diese temporären Tätowierungen sollen nach nur wenigen Jahren verblassen und die Haut wie eine weisse Weste zurück lassen. Klingt toll. Vor allem für Kurzentschlossene und trendbegeisterte Tattoo-Liebhaber. Haben Sie auch Lust auf ein Bio Tattoo? Warum auch nicht? Man bereut schliesslich immer nur das, was man nicht getan hat. Und das gilt im Falle dieses Artikels genau so: Lesen Sie weiter und entscheiden Sie sich erst danach für oder gegen ein Bio Tattoo. Sie könnten es sonst bereuen.

Vergängliche Körperkunst: Was ist ein Bio Tattoo?

Der Name «Bio-Tattoo» lässt zunächst vermuten, dass eine besonders biologische Vorgehensweise oder Farbe bei der temporären Tätowierung verwendet wird. Grundsätzlich wird jedoch bei einem Bio Tattoo nicht anders vorgegangen, als bei einem klassischen Tattoo.

Beim Bio Tattoo werden ebenso Farbpigmenten mit einer Nadeln die Haut gestochen. Der Unterschied zwischen einem Bio Tattoo und einer herkömmlichen Tätowierung liegt lediglich in der Art der verwendeten Nadeln und deren Stechtiefe. Bei einem Bio Tattoo werden dünnere Nadeln verwendet und die Farbe lediglich wenige Millimeter in die Haut gestochen.

Tätowierer oder Kosmetikerin: Wer macht ein Bio-Tattoo?

Bei einem klassischen Tattoo arbeiten ausgebildete Tätowierer mit speziellen Stechmaschinen. Dabei werden für die Konturen des Motivs Nadeln von einem Durchmesser von circa 0,4 Millimetern verwendet. Die Flächen des Tattoos werden anschliessend mit Nadelbündeln ausgefüllt. Hierbei transportieren mehrere Nadeln mit bis zu 2400 Einstichen pro Minute Farbe in eine Hauttiefe von circa 1,55 Millimetern, wo sie dann teilweise flächig verlaufen.

Farbpigmente, die einmal in diese tiefe Hautschicht eingebracht wurden, verschwinden nie wieder. Bei einem Bio Tattoo wird daher nicht so tief und mit noch dünneren Nadeln gearbeitet. Das Tätowieren funktioniert ähnlich, wie das Stechen eines permanenten Make Ups. Deshalb werden Bio Tattoos meist von Kosmetik-Studios angeboten. Klassische Tattoo-Studios bieten nur selten temporäre Tätowierungen an. Und das hat seinen Grund.

Kritik am Bio Tattoo: Die Ewigkeitslüge

Ein Bio Tattoo heisst nicht deshalb Bio Tattoo, weil es in anderer biologischerer Qualität als ein klassisches Tattoo gestochen wird, sondern weil es sich auf natürliche, also biologische Weise von selbst wieder entfernen soll. Durch den natürliche Erneuerungsprozess der Haut, soll es wie alte Hautschuppen allmählich von der Haut fallen. Die oberste Hautschicht verhornt, trägts sich an und wächst nach in einem Rhythmus von rund 28 Tagen.

Das gilt allerdings nur für die oberste Hautschicht. Sämtliche Gewebeschichten darunter durchlaufen zwar Stoffwechsel-, aber eben keine Erneuerungsprozesse. Und genau darin liegt das Problem der Bio Tattoos. Die Epidermis, also die oberste Hautschicht, ist nämlich maximal 01, bis 0,2 Millimeter dick. Sobald man tiefer in die Haut sticht, gelangt man in die Dermis und damit in ein Areal, in dem Tattoo-Pigmente für immer erhalten bleiben.

Nicht wenige geschulte Tätowierer glauben, dass es nahezu unmöglich sei mit derart dünnen Nadeln und sanften Stichen zu arbeiten, dass man lediglich die Epidermis treffe. Allein schon der individuell unterschiedlich dichten Beschaffenheit der Haut sei es geschuldet, dass man wenigstens teilweise ins tiefere Gewebe gelangt und hier eben dauerhafte Resultate hinterlässt. Anderenfalls wäre das Kurzzeit-Tattoo auch nicht erst nach Jahren, sondern spätestens nach 28 Tagen, also dem regulären Rhythmus der Hauterneuerung, verschwunden.

Warum verblassen Bio Tattoos?

Temp-Tattoos, die wirklich zur Gänze verschwinden und eine vollkommen unbefleckte Haut hinterlassen sind tatsächlich die Ausnahme. Tatsache ist aber, dass ein Bio Tattoo mit der Zeit heller wird. Grund hierfür kann zum einen die Art der verwendeten Farbe sein. Wurde mit lichtempfindlichen Farben gearbeitet, halten die Pigmente der Sonnenkraft nicht Stand und bleichen aus.

Zum anderen kann es passieren, dass Farben in der Haut verlaufen und dadurch zwar heller, aber auch flächiger wirken. Zudem besteht die Möglichkeit, dass jene Bereiche, in denen tatsächlich nur die Epidermis getroffen wurde, sich natürlich entfernen und ein teilweise aufgelöstes Gesamtbild hinterlassen. In allen drei Fällen bleibt jedoch immer ein gewisser Rest des Tattoos zu erkennen.

Alternativen zum Temp-Tattoo und DIY-Tattoos

Blasser aber doch für immer. Bio- oder Temp Tattoos sind gerade keine echte Alternative für alle, die Lust auf zeitbegrenzte Körperkunstwerke haben. Die gute Nachricht ist: Gänzlich verabschieden muss man sich von seinem Traum vom Tattoo deshalb trotzdem nicht. Es gibt durchaus Tattoo-Varianten, die sich wieder entfernen lassen. Henna-Tattoos sind wohl die bekannteste dieser Möglichkeiten.

Der Pflanzenfarbstoff Henna wird in Indien traditionell zur Verzierung von Händen und Füssen verwendet. Er wird mit einem Pinsel oder Stift aufgetragen und verbleicht nach und nach bis er nach wenigen Wochen gänzlich verschwunden ist. Eine moderne Art der Körperbemalung bieten auch Bodypaintings oder kurzzeitige Klebetattoos. In beiden Fällen wir die oberste Hautschicht oberflächlich mit Farbe bemalt, die sich aber mit Wasser und Seife wieder entfernen lässt. Und damit Platz für neue Motiv-Ideen bietet. Dass eben nichts für die Ewigkeit ist, muss schliesslich nicht unbedingt negativ sein.

Bild: iStock

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