Beauty LayeringWie viel Schichten braucht die Schönheit?

TRENDCHECK Der Beauty-Trend Layering macht Schönheit zur Schichtarbeit. Mehrere Lagen Anti-Aging-Seren, Feuchtigkeitscremes plus Sonnenschutz sollen noch mehr Pflege-Power bringen. Wir sind skeptisch und haben einen Dermatologen gefragt.

Beauty-Trend Layering: Wie sinnvoll ist die Schichtarbeit an der Schönheit?

Morgens: Reinigungsöl, BHA-Tonic, Thermalspray, Augengel, Hyaluron-Serum, Antiox-Serum, Gesichtsöl, fertig, Ach so, nee, darüber müssen noch Sonnenschutz, Primer, CC-Creme oder Foundation. Bloss nicht geizig sein. Wenn es nach der Schönheit und dem neusten Beauty-Trend geht, kann man gar nicht genug Pflegeschichten auftragen. Ausser abends, da darf man sich Sonnenschutz und Make up für den Schönheitsschlaf natürlich sparen. Dafür ist jetzt die Zeit für Retinol gekommen.

Layering (dt.: schichten) nennt sich die neue Schichtarbeit an der Schönheit. Es geht darum, mehrere Kosmetikprodukte wirkungsvoll zu kombinieren und in der richtigen Reihenfolge aufzutragen. Aber eigentlich ist es doch schon Herausforderung genug, ein gutes Produkt für die individuellen Bedürfnisse der Haut zu finden, schwerer ist es noch zu wissen, was viele unterschiedliche Produkte für die Haut tun. An Versprechen kann man schliesslich selten eine Creme messen. Auf die Inhaltsstoffe kommt es an. Aber wer spricht schon fliessend Kosmetik-Chinesisch. Offenbar Immer mehr. Vor allem Beauty-Blogs feiern das Layering von Gesichtspflegeprodukten.

Japanisches Layering: Pflege als entspannendes Ritual

Beauty-Layering stammt ursprünglich aus Japan. Im fernen Osten wird Körperpflege schon seit jeher als Ritual zelebriert. Man nimmt sich Zeit für Haut und Seele, geniesst den Akt des Eincremens so sehr, dass die Cremerei gleich mehrere Male nacheinander mit verschiedenen Produkten wiederholt wird.

Das klassische japanische Layering beginnt mit einer doppelten Gesichtsreinigung aus Öl und Seifenschaum. Dann wird das Gesicht mit Blüten- oder Reiswasser besprüht. Anschliessend wird ein Serum und Augengel aufgetragen. Die alltägliche Pflege wird mit einer Feuchtigkeitscreme oder einem Gesichtsöl abgeschlossen. Der Effekt? Tatsächlich strahlt kaum eine andere Haut so rein, glatt und straff, wie die asiatischer Schönheiten. Layering könnte also wirklich der Schlüssel zu einem bezaubernden Teint sein.

Beauty-Layering: Viel hilft mehr?

Der Gedanke auf dem das Schichten und Kombinieren von Pflegeprodukten basiert, klingt logisch: Je mehr Cremes und Pflegestoffe, auf die Haut kommen, desto mehr Wirkungen entfalten sich und desto schöner ist am Ende die Haut. Und im Idealfall deckt man beim Layering von Beauty-Produkten nicht nur sämtliche individuellen Bedürfnisse der Haut ab, sondern erreicht sogar einen potenzierenden Effekt. Sprich: In Kombination könnten die einzelnen Pflegestoffe noch intensiver wirken. Klingt gut, ist allerdings umstritten.

Dermatologe Dr. med. Daniel Fuchs aus Zürich (hautdoktor.ch) sieht dem Trend zum Layering kritisch: «Layering ist grundsätzlich nicht vernünftig. Zu viele Kosmetikprodukte können die Haut reizen und überpflegen. Vor allem sensible Haut ist mit vielen, unterschiedlichen Produkten schnell überfordert.» Im schlimmsten Fall entsteht durch zu viel Pflege eine periorale Dermatitis, im Volksmund «Stewardessenkrankheit» genannt. Dabei saugt sich die überpflegte Haut voll wie ein Schwamm, verliert Wasser, wird deshalb noch häufiger gecremt und entzündet sich schliesslich.

Warum Stewardessenkrankheit? Stewardessen waren die erste Berufsgruppe, die sehr viele Kosmetika benutzte und relativ häufig unter perioraler Dermatitis litt. Deshalb gilt es als gesichert, dass die Hautkrankheit durch zu viel Hautpflege verursacht wird. Allerdings weiss man nicht genau, welche kosmetischen Inhaltsstoffe dafür verantwortlich sind. Fuchs warnt beim Layering vor allem vor Produkten, die Duftstoffe enthalten. Die Haut reagiere ohnehin sensible auf Parfüm. Je mehr davon kombiniert wird, desto empfindlicher reagiere die Haut. Gleiches gilt beim Layering für Konservierungsstoffe, Emulgatoren und Stabilisatoren.

Ohne Sonnenschutz nützt das beste Layering nichts

Abgesehen von möglicher Überpflege, glaubt Dr. Fuchs auch nicht an den erhofften Effekt des Layerings: «Produkte, die hintereinander aufgetragen werden, werden sich nicht in der Wirkung potenzieren, sondern allenfalls ergänzen.» Das ist schade, aber harmlos. Schädlich kann sich Layering allerdings auf den Sonnenschutz auswirken. «Lichtschutzfaktoren addieren sich nicht.» Zudem müssen chemische Sonnenschutzmittel auf gereinigter Haut aufgetragen werden, damit sie ihre Wirksamkeit entfalten können. «Ist die Haut bereits mit einem Kosmetikum vorbehandelt, bleibt die Sonnencreme fast wirkungslos», erklärt Dr. Fuchs. Das ist kontraproduktiv, denn Sonnenschutz ist die wirksamste und natürlichste Anti-Aging-Pflege.

Viel hilft also doch nicht viel. Irgendwie schade. Was machen wir denn nun nur mit all unseren hübschen Tiegelchen und tollen Cremes? Keine Sorge: Nicht alle müssen nun in den Müll. Der Mediziner gibt Entwarnung: «Bis zu zwei gleichzeig benutzte Hautpflege-Produkte sind absolut ok.» Vor allem die Kombination eines intensiven Gesichtserums und einer Feuchtigkeitscreme kann gute Pflegeeffekte erzielen. Auch von der gelegentlichen Anwendung von Masken und Peelings will Fuchs keinesfalls abraten. Beim Layering ist es eben wie überall im Leben: Die Dosis macht das Gift!

Foto: Redaktion Femelle

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